Mehr ist eigentlich nicht zu sagen
Wenn die Sprache nicht stimmt, so ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So wie eine Schale als rund und nicht als eckig bezeichnet wird. So wie das Gefängnis, Gefängnis und nicht Schutzhaft genannt wird. So wie Mord als Mord und nicht Spezialoperation genannt wird. So wie Solidarität als Eintreten füreinander und nicht als Verordnung von oben bezeichnet wird. So wie Freiheit als Freiheit und nicht Willkür genannt wird. So wie Waffen als Tötungsmaschinen und nicht als Friedensbringer bezeichnet werden…
Dieser Text bezieht sich auf das Gedicht „Ich will dich“ der Lyrikerin Hilde Domin. (Hilde Domin: «Ich will dich» Fassung von 1995) In der letzten Passage dieses Gedichts bezieht sie sich auf Konfuzius. Sie sagte in einem Interview: „Jede kleinste Verschiebung zwischen dem Wort und der mit dem Wort gemeinten Wirklichkeit zerstört Orientierung und macht Wahrhaftigkeit von vornherein unmöglich.“ Mehr ist eigentlich nicht zu sagen.