Denken&Deuten
Denken & Deuten ist ein Kooperationsprojekt von Anemona Crisan und Maria Hanl.  Mit künstlerischen Plakaten laden sie PassantInnen ein, die Welt, ihren Schein und die Mittel, mit denen Vorstellungen vom Ist-Zustand der Welt konstruiert werden zu hinterfragen.

Maria Hanl / Anemona Crisan

Die Macht der Sprache, die mediale Vermittlung von Bildern und die auf dieser Basis konstruierten Wirklichkeiten sind Anlass, die eigenen Wertvorstellungen, Behauptungen, Entscheidungen und Ordnungen zu prüfen.
Welches Medium käme für diese künstlerische Auseinandersetzung besser in Frage als das egalitäre Plakat, das sich im Laufe der Geschichte, jenseits von Ausstellungsräumen und Museen zu einer eigenständigen Kunstform etabliert hat.

Es adressiert Menschen im Vorbeigehen, im sogenannten Öffentlichen Raum. Dieser ist über weite Strecken durch und durch kommerzialisiert und die Menschen wirken in ihm vielfach vereinzelt. Es stellt sich daher die Frage, welche Formen des Austausches im Öffentlichen Raum möglich sind bzw. wie man ihn für eine Erweiterung einer positiven Debattenkultur nützen kann.
Denn diese scheint heute wichtiger denn je. Angesichts der Fülle an Problemen und gesellschaftlichen Verwerfungen, sieht sich der heutige Mensch oftmals mit schier unlösbaren Problemen konfrontiert. Zurückgeworfen auf sich selbst, löst dies neben Verdrängung und Angst auch Ohnmacht aus. Wem nützt diese Ohnmacht?

Apathie aufzubrechen bedeutet tätig zu werden und vom Opfer-sein in ein Sein des schöpfenden Menschen zu gelangen. Selbstermächtigung beginnt daher damit, sich selbst als eine Instanz zu begreifen, die fähig ist, eigenständig zu denken und zu handeln. Dieses Projekt ist ein Beitrag dazu.

Denken&Deuten – Open Gallery und Plakatprojekt – realisiert in Kooperation mit openspace-innsbruck, Jänner/Februar 2023
Plakate im Öffenltichen Raum in Wien und Salzburg (Kultursäulen, Litfaßsäulen, City-Lights, Stromkästen), Juli/August 2022



Danke an einen anonymen Förderer für die Unterstützung von Denken&Deuten und die gelungene Kooperation mit Kulturformat.

DURCHGEHEN – ein künstlerisches Projekt im halböffentlichen Raum
(initiiert von Maria Hanl & Elisabeth Frassl)

mehr von dieser Kraft, Plakatarbeit 72cm x 64cm
Gedicht (Timo Brandt), performative drawing (Maria Hanl), durchgehen 2022
ICH/DU, Sicherheit – zwei Plakatarbeiten für das Projekt durchgehen, 2022
durchgehen – Ausstellungsansicht (Durchgang 3) links: Anemona Crisan / rechts: Maria Hanl
Plakatarbeiten, Hanl Maria – Durchgehen 2022

Wenn wir durch etwas durchgehen, kann das rein örtlich gesehen eine Passage sein, die uns von einem Ort zum anderen führt. Im Sinne von „durchmachen“ erleben wir neue Situationen, die uns vor neue Herausforderungen stellen und im Sinne von „durchgehen bzw. prüfen“ stellen wir z.B. Überlegungen an, welche Dinge geändert werden können oder geändert werden müssen. “Durchgehen” ist immer Bewegung. Bewegung bedeutet Veränderung und Lebendigkeit.

In der chinesischen Philosophie ist der Begriff „tong“ ein zentrales Konzept des Denkens. „Tong“ kann übersetzt werden als „Durchgang“ und interessanterweise auch als „Kommunikation“. Das Leben selbst kann demnach als Korrespondenz verstanden werden. Dabei kommt es auf die Durchgängigkeit bzw. Durchlässigkeit der jeweiligen Person an, welche Intensität diese „Weltbeziehung“(Hartmut Rosa) auszeichnen kann.

Wenn eine Ausnahmesituation, plötzlich ein neues Licht auf alles Gewohnte, Routinierte, und scheinbar Selbstverständliche wirft, wenn nichts mehr wie vorher ist und wir uns fragen: was kommt danach? Dann befinden wir uns in einem Zwischenraum, in einem Durchgang der zum Innehalten einladen kann.

Dieses künstlerische Projekt ist eine Einladung an alle „Durchgehenden“ einen Ort neu und anders zu erleben. Nicht in seiner Reduktion als schnellstmöglich durchzuschreitende Passage von A nach B, sonder als eine Möglichkeit, im Fortschreiten von Ort zu Ort, Wissen über sich selbst und die Welt zu formen.

beteiligte KünstlerInnen: Claudia Bitter, Timo Brandt, Anemona Crisan, Elisabeth Frassl, Maria Hanl, Zenita Komad

Danke an Wiener Wohnen für die Kooperation


ICHDU

ICHDU, Textvideo, 2:34min, 2021
gezeigt im Oberösterreichischen Kunstverein im Rahmen der Ausstellung „Revue“

In diesem Video werden Fragen gestellt nach dem Verhältnis zwischen ICH und DU. Wie beeinflusst dieses Verhältnis unser Denken und unseren Bezug zur Welt ?
Was passiert in einer Gesellschaft, die auf atomisierte, konkurrierende Individuen setzt, die parallel zueinander immer weiter streben ohne sich je zu berühren ?
(inspiriert durch die Lektüre von Autor*nnen wie Martin Buber, Maurice Merleau Ponty, Adam Smith, Jenny Odell, Robin Wall Kimmerer, Luce Irigaray, Tim Ingold und anderen)



desire paths

lines, Fotografie auf Glas, 34,6 × 51,2 cm, 2020

„Subjekte und Objekte strukturieren Zeit und Raum“ schreibt der Soziologe Hartmut Rosa in seinem Buch „Resonanz“. Dabei sieht er Resonanz als einen strikt relationalen Begriff. Es lässt sich darunter auch ein romantisches Konzept verstehen, das sich den verdinglichenden Weltbegriffen des auf Berechnung, Beherrschung und Kontrolle gerichteten Rationalismus entgegenstellt. Mit meiner künstlerischen Arbeit kann ich hier gut anknüpfen, denn sie resultiert aus einer persönlichen Verarbeitung und Verdauung von Welt.
„LINES“ entstand im Frühjahr 2020. Die Zeit des Lockdowns. Auf den Steinhofgründen in Wien – einem geschichtsträchtigen Ort – wurden in kurzer Zeit von vielen Menschen eine große Anzahl neuer Pfade in die parkähnliche Umgebung gezeichnet. Die Landschaft strukturierte sich neu. Neben den angelegten Wegen entstanden Pfade neben Pfaden: geradlinig, krumm, gebogen. Ich brachte in dieser Arbeit meinen Körper mit ins Spiel, wurde selbst zur Linie, zum Teil dieser Zeichnung.
Als Mensch in eine komplexe, vernetzte, globalisierte Welt geworfen – im Spannungsfeld zwischen Individualität und Konformität, Macht und Ohnmacht, Struktur und Chaos – stellen sich immer grundsätzliche Fragen.

Wege
ausgetreten
sicher
weiterzeichnen

oder


desire paths, Videoinstallation, Städtische Galerie Dortmund, Rombergpark, 2021



desire paths
Installation: Video, Objekt, Fotografie, Galerie Marenzi Leibnitz 2021


desire paths
Videostills / performatives Video, 4:15 min, März, 2020




DIE EREIGNISSE ZWISCHEN DEN DINGEN

Ausstellungsansicht, Galerie Marenzi, Leibnitz, 2021



performative drawings, Fotografie auf Papier, 2020



Die Ereignisse zwischen den Dingen
Ausstellungsansichten, Leibnitz 2021





Maria Hanl: Die Ereignisse zwischen den Dingen
Künstlerinnenbuch, 52 Seiten, farbig, Mai 2021





Die Ereignisse zwischen den Dingen
Installation, ArtistStatement, Parallel2021


performative drawings, Fotografie auf Papier, 2021






FÜNFTAGEWOCHE
Maria Hanl – Künstlerin
Dienstag bis Samstag 9-12 und 13-17 Uhr

(ein Projekt im Rahmen von Kulturhauptstadt 2024)

Der Steyrermühl-Konzern war ein im 19. und 20. Jahrhundert bedeutender österreichischer Medienkonzern, der die Papierfabrikation ebenso umfasste wie Druckereien, Zeitungen und Buchverlage. Über viele Jahre bestimmte diese Fabrik das Leben der Menschen, die sich hier – oft wegen der vorhandenen Arbeit – ansiedelten. Auch heute arbeiten in der Fabrik – mittlerweile im Besitz von UPM – immer noch ca. 400 Menschen.
Ein großes Areal der alten Fabrik wird jedoch heute nicht mehr zur Papierherstellung genutzt. Gebäude dienen als Lagerplatz, Standorte für kleinere Firmen oder stehen leer.

Im Frühling 2021 wurde ich gefragt, ob ich als Künstlerin für eine Woche in einem dieser Leerstände arbeiten möchte. So wurde das ehemalige Elektrizitätswerk für einige Tage zum Ort meiner künstlerischen Arbeit.

Veränderung ist nicht nur diesem Ort eingeschrieben, sondern Veränderung ist die Grundbedingung des Menschseins. Mit dieser Grundbedingung einer ständigen Transformation habe ich mich in der Fünftagewoche beschäftigt. Ich habe mich dabei auf eine relativ offene Reise begeben und Materialien und Situationen die ich im Umfeld der Fabrik vorgefunden habe in meine Arbeit integriert.

Im ersten Stock wurde von mir ein „Büro“ mit fixen Dienstzeiten eingerichtet, in dem man mich auch unkompliziert besuchen konnte. Dieses Büro veränderte sich im Laufe der Woche: Fundstücke, Objekte, Fotografien, Videosequenzen, Zeichnungen usw. wurden an Wand und Boden in immer unterschiedlichen Zusammensetzungen geordnet, arrangiert, ergänzt usw. Durch die ironische Selbstauferlegung von klassichen Arbeitszeiten und der Einrichtung des „Büros“ wurde das Thema Arbeit sehr direkt aufgegriffen und der künstlerischen Arbeitsprozess selbst zum Thema gemacht. Ist Kunst Arbeit ? Was ist Arbeit bzw. was kann oder könnte Arbeit sein ? Wie beeinflusst uns das was wir tun und wie formt es unseren Blick auf die Welt und die Möglichkeiten wie wir ihr begegnen ?

Fünftagewoche, Büro, Dienstzeiten, Bürokleidung, installative Anordnungen
Kunstfabrik4.0, Steyrermühl 2021

Fünftagewoche, aus dem Arbeitsprozess: Büro und Halle
Kunstfabrik4.0, Steyrermühl 2021